Johann-Wolfgang-Goethe Universität
    Seminar: “Spielformen der Lautpoesie: Lautgedichte, Oulio und anderes”
    Prof. Dr. Heiner Boehncke
    Handout

    Handout

    Referat: Kurt Schwitters

    Referenten:
    Moritz Schildgen, Marcus Kühnel

     

    1. Dadaismus und Merzkunst

    "Denn erst in den historischenWas ist dada?
    Avangardebewegungen wird die Gesamtheit künstlerischer Mittel als Mittel verfügbar. Bis zu dieser Epoche der Kunstentwicklung war die Verwendung der Kunstmittel eingeschränkt durch den epochalen Stil, einen vorgegebenen, nur in gewissen Grenzen überschreitbaren Kanon zugelassener Verfahrensweisen. Solange aber ein Stil herrscht, ist die Kategorie Kunstmittel als allgemeine nicht durchschaubar, weil sie realiter nur als besondere vorkommt. Ein charakteristisches Merkmal der historsichen Avantgardebewegungen besteht nun garade darin, daß sie keinen Stil entwickelt haben; es gibt keinen dadaistischen, keinen surrealistischen Stil."
    (Bürger, Peter: Theorie der Avantgarde, S.23)

     

    1.1. DADA Zürich

    "In einem kunterbunten, überfüllten Lokal sind einige wunderlichen Phantasten auf der Bühne zu sehen, welche Tzara, Janco, Ball, Huelsenbeck, Emmy Hennings und meine Wenigkeit darstellen. Wir vollführen einen Höllenlärm. Das Publikum um uns schreit, lacht und schlägt die Hände über dem jopf zusammen. Wir antworten darauf mit Liebesseufzern, mit Rülpsen, mit Gedichten, mit "Muh, Muh" und "Miau, Miau" mittelalterlicher Brutisten. Tzara läßt sein Hinterteil hüpfen wie den Bauch einer orientalsichen Tänzerin, Janco spielt auf einer unsichtbaren Geige und verneigt sich bis zur Erde. Frau Jennings mit einem Madonnengesicht versucht Spagat. Huelsenbeck schlägt unaufhörlich die Kesselpauke, während Ball, kreideweiß wie ein gediegenes Gespenst, ihn am Klavier begleitet.
    - Man gab uns den Ehrentitel Nihilisten. Die Direktoren der Verdummung bezeichnen damit alle diejenigen, welche nicht ihren Weg einschlagen." Arp, Dadaland

Karawane
Hugo Ball

Hugo Ball,
Verse ohne Worte im kubistischen Kostüm


     "Der Künstlerhabitus, die Selbstinzenierung, Auftrittsstrategie und Improvisationstechnik des Sprechenden, die ausgewählten Requisiten und der ausgestaltete Bühnen- und Zuschauerraum einschließlich der Licht-Dramaturgie, die konzipierte Vortragspartitur und am Ende auch der Text bildeten die einzelnen Elemente des Gesamtkunstwerks Cabaret-Aufführung, eines Werkes freilich, das nur während des Vortrags existierte, als Augenblickskunst aber die Grenzen des tradierten Werkbegriffs sprengte.
    "Korte S.37

     

    Lautgedicht: Hugo Ball, Karawane

    "Das laute Rezitieren, ist mir zum Prüfstein der Güte eines Gedichts geworden, und ich habe mich (vom Podium) belehren lassen, in welchem Ausmaße die heutige Literatur problematisch, daß heißt am Schreibtische erklügelt und für die Brille des Sammlers, statt für die Ohren lebendiger Menschen gefertigt ist."
    Hugo Ball: Die Flucht aus der Zeit, Zürich 1992; Eintrag vom 2.März 1916


    1.2. DADA Berlin

    “Baader, der sich Oberdada nannte, unternahm am 16. Juli 1919 eine spektakuläre Aktion: "Er warf in der Nationalversammlung Flugblätter ab, die Dada-Publikation ‚Die grüne Leiche’, und proklamierte sich erneut zum Präsidenten des Erdballs. Hier wird die Stoßrichtung einer Politik der Antipolitik erkennbar: Parteiprogramme und preußische Amtsprache werden karrikiert, und die Allmachtsphantasien aller politischen Parteien zur Schau gestellt.” Korte S.71f

Gruene Leiche
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Kurt Schwitters

 

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